mehr zur Wertorientierte Persönlichkeitsbildung
Dort wo menschliches Leben seine Orientierung verliert, wo Resignation und Leere, das Gefühl, ausgebrannt und müde vom Leben zu sein, überhand nehmen, entsteht ein „existentielles Vakuum“, entstehen Sinnkrisen, die den Körper und die Seele kränken und möglicherweise zur Erkrankung an Körper und Seele führen. Die Wertorientierte Persönlichkeitsbildung will diesem Leiden unserer Zeit begegnen.
Die Wertorientierte Persönlichkeitsbildung arbeitet schwerpunktmäßig - aber nicht ausschließlich - mit gesunden Menschen, die sich in einer Krise befinden, vor Umbruchs- und Entscheidungssituationen stehen oder sich einfach präventiv auf das vor ihnen liegende Leben ausrichten wollen. Eine besondere Aufgabe sieht sie in der Stärkung der Resilienz (Widerstandskraft), um das Leben meistern und darüber hinaus als eine „Herrlichkeit“(Rilke) empfinden zu können.
Die Wertorientierte Persönlichkeitsbildung wurde entwickelt auf der Grundlage der Wertphilosophie Schelers, der Konzepte C.G. Jungs und der sinnorientierten Logotherapie Viktor Frankls, die besonders das Menschenbild der „Wertorientierten Persönlichkeitsbildung“ nachhaltig geprägt hat.
Die wichtigsten Arbeitsweisen der Wertorientierten Persönlichkeitsbildung sind
- das wertorientierte, dichte Gespräch. Es lebt von der Problemanalyse ebenso wie von der Ausrichtung auf neue Wert- und Sinnerfahrungen (Salutogenese). Erst vor diesem Hintergrund ist ein befreiender Dialog möglich, in dem die Vielfalt aller Gedanken und Gefühle in ihrer unermesslichen Weite zur Sprache kommen können.
- die Wertimagination (Arbeit mit inneren Bildern)
- die wertorientierte Interpretation des Enneagramms1, eine Typenlehre, aus der östlichen Weisheit der Sufis entstanden. Sie beschreibt neun verschiedene menschlich Grundstrukturen in ihren Entwicklungsmöglichkeiten und ihren Gefährdungen, aber auch in ihren Chancen zur Weiterentwicklung und zu der reichen Welt der Potentiale, die in jedem Menschen angelegt sind und darauf warten gelebt zu werden, damit „wir werden, was wir sein könnten“2 :
- Da ist der Reformer (Typus 1) mit seinem Hang zur Veränderung der Welt und dem Wunsch nach Vollkommenheit, aber auch mit seiner Ungeduld und seinen Schuldgefühlen.
- Da ist der Helfer (Typus 2), der in seiner Bescheidenheit und seinem Weitblick für andere da sein möchte und seine Liebe verschenkt, dabei aber in der Gefahr ist, sich selbst zu übersehen.
- Da ist der Erfolgsmensch (Typus 3) mit seiner befreienden Leichtigkeit und seinem Hang bewundert, aber auch mit seiner Unaufrichtigkeit und seiner Angst abgelehnt zu werden.
- Das ist der Romantiker (Typus 4) mit seinem Sinn für das Feingeistige, seiner Suche nach dem Echten und Wesentlichen, gleichzeitig auch mit seiner inneren Heimatlosigkeit, ein Wanderer zwischen der hellen und der dunklen Welt.
- Da ist der Beobachter (Typus 5), der Abstand braucht von dem, was ihm zu lebendig erscheint, ein scharfsinniger Denker, höflich, zuvorkommend, der aber unter der Kluft zwischen Denken und Fühlen auch vereinsamen kann.
- Da ist der Loyale (Typus 6), der andere Menschen mehr als sich selbst zu brauchen scheint, pflichtbewusst, warmherzig, aber in Gefahr, seiner Angst, seinem Zögern ausgeliefert zu sein.
- Da ist der Glückssucher (Typus 7) mit seiner ansteckenden Lebenslust, seiner Leichtigkeit, umtriebig auf der Suche nach Abwechselung, aber gefährdet durch seine Ziellosigkeit.
- Da ist der Starke (Typus 8) mit seiner kraftvollen Lebenslust, seinen Führungsqualitäten, seiner Güte und Vitalität, zugleich aber fähig zur Konfrontation und Unnachgiebigkeit.
- Und schließlich der Ursprüngliche (Typus 9), der sich in seiner eigenen Welt zu Hause fühlt, freundlich, mitfühlend, aber er kennt auch den Mangel an Sinngefühl, die innere Leere.
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1 vgl. Böschemeyer, Wertorientierte Persönlichkeitsbildung. ; Worauf es ankommt S.19.ff.
2 vgl. Böschemeyer, Du bist viel mehr. Wie wir werden, was wir sein können.