mehr zur Wertorientierte Persönlichkeitsbildung
Da die Wertimaginationen im „geistig Unbewussten“ (Gr.: nous, noos) verwurzelt sind, können sie – streng genommen – auch nicht als tiefenpsychologischer, sondern allenfalls als ein tiefennoologischer Zugang bezeichnetet werden3. (Logotherapie)
C.G. Jung hat die Imaginationsarbeit als „Aktive Imagination“ in den zwanziger Jahren in die Psychotherapie eingeführt. Viele andere psychologische Schulen arbeiten mit Visualisierungen und inneren Bildern, die Psychoanalyse, der gelenkte Wachtraum (Desoile), das katathyme Bilderleben (Leuner), die Hypnotherapie (Erickson), die Psychosynthese (Assagioli), die Gestalttherapie (Perls). Die Wertimagination aber stellt einen eigenständigen Weg dar.
Sie ist weit mehr als eine Methode, vielmehr ein tiefer Erfahrungsweg in die Welt des unbewusst Geistigen. Sie wird von einem Therapeuten oder Mentor begleitet. Die inneren Bilder sind keine Einbildungen, sie werden nicht gemacht, sondern vom unbewussten Geist ausgebildet4. Eine große Bedeutung in der von Böschemeyer entwickelten Imaginationsarbeit haben die inneren Wertgestalten. Sie stellen „personifizierte Aspekte des unbewussten Geistes“ dar. Das Unbewusste äußert sich nicht nur in allgemeinen Bildwelten, sondern in Personen, die die humanen Werte der Freiheit, des Mutes, des Vertrauens, der Verantwortung, der Liebe, der Lebenskunst repräsentieren. So erscheinen die inneren Potentiale des Mutes, der Liebe, der Lebenskunst in der Gestalt der/des Mutigen, der/des Liebenden, der/ des Lebenskünstlerin/-s. Diese Potentiale wirken hinein in die Gesamtstruktur des Menschen, in den Körper, in die Seele, in den Geist und umfassen die unbewusste ebenso wie die bewusste menschliche Dimension. Sie bilden eine Brücke zwischen der inneren Welt und der äußeren Realität des Lebens. Sie sind in der Lage, das Vertrauen, den Mut und die Liebe zum Leben neu zu befeuern und so den Menschen zu ermutigen schwierige Lebenssituationen, Krisen, Zeiten der Einsamkeit, der Trauer, der Enttäuschungen zu überwinden und das Leben wieder lieben zu lernen.
Als Wertimaginative Logotherapie ist die Wertimagination zugleich eine vielversprechende Arbeitsweise zur „Heilung der Seele, die ihren Sinn nicht gefunden hat“ (Jung). Hier liegt ihre klinische Bedeutung.
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1 Böschemeyer, Wertorientierte Persönlichkeitsbildung. S. 11 . Unsere Tiefe ist hell. S. 19ff.
2 Böschemeyer, Wertorientierte Persönlichkeitsbildung. S. 11f.
3 vgl. Böschemeyer, Wertorientierte Persönlichkeitsbildung. S. 14
4 Böschemeyer, Wertorientierte Persönlichkeitsbildung. S.12